Ein Bestandesbau der Armee bekommt eine neue Erdbebenwand, eine neue Lüftung und eine neue Gastroküche. Keine Gesamtsanierung – vieles bleibt unverändert erhalten. Die einzelnen Interventionen nutzen wir, um die räumliche Wahrnehmung des Gastronomiebereichs zu verändern und Alt und Neu zu einem überraschenden Ganzen zusammenzufügen.

Die Truppenunterkunft Burgdorf wurde 1969 erstellt und 2001 mit einer neuen Dämmung und Fassade versehen. Das Eingangsgeschoss ist als Untergeschoss ausgebildet und beinhaltet vorwiegend Lager- und Technikräume. Im 1. Obergeschoss befindet sich die grosse Gastroküche, der Esssaal und weitere Schulungsräume. Die beiden darüberliegenden Geschosse dienen als Schlafräume für rund 150 Angehörige der Armee.

Die Haustechnik im Eingangsgeschoss und die Lüftungsanlagen im Dachgeschoss muss erneuert und angepasst werden. Der Gastronomiebereich im 1. Obergeschoss soll neu strukturiert und dessen Infrastruktur ersetzt werden. Die Trennwände des Schulungsraums bleiben erhalten, sind jedoch um ein Raster angepasst. Auch der wertige Bodenbelag aus Kunststeinplatten bleibt erhalten und ist wo nötig mit neuen, dunkleren Kunststeinplatten ergänzt. Die neue Küche erhält ein zeitgemässes Layout und bietet Platz zur Produktion von bis zu 200 Menüs. Die Verbesserung der Erdbebensicherheit erfordert den Ersatz einer gemauerten Längswand aus Sichtstein, welche die Gastroküche und den Essbereich voneinander trennte, durch eine neue in Längsrichtung wirkende Betonwand. Aus dieser Not machen wir eine Tugend: anstatt die baulich aufwändige  Erdbebenwand zu verputzen und zu verstecken, wird diese als Sichtbetonwand bewusst gezeigt und inszeniert. Eine Schalung aus OSB-Platten (Oriented Strand Board, eine Platte aus Abfallholz-Spänen) verleiht ihr eine ungewohnte Struktur und Lebendigkeit, welche mit der Robustheit des Materials kontrastiert.

Diese neue Wand bildet das Rückgrat des Gastronomiebereichs und übernimmt die Funktionen Essensausgabe, Geschirrrückgabe und Infoboard. Die hierfür notwendigen Einbauten sind in Eiche oder mit dunkel gestrichenen OSB-Platten erstellt. Die Lüftungsleitungen an der Decke sind entlang der Betonwand mit einem dunklen Streckmetall verkleidet, was zusammen mit der dunkel gestrichenen Stützenreihe den Raum zoniert.

An den beiden Enden des grossen Essraums finden sich neue Wände. Die nordseitige Wand verkleidet die Haustechnikinstallationen als Vorwand, die südseitige Wand ist als mobile Trennwand ausgebildet. Die beiden gegenüberliegenden Elemente treten mit einer bunt-abstrakten Intervention in eine gegenseitige Verbindung und spielen mit Raum und Perspektive.

Farbkonzept in Zusammenarbeit mit Dominik Stauch, Thun (www.stau.ch)

Eckdaten:
– Bauherrschaft: VBS Armasuisse Immobilien, Baumanagement Bern
– Baubeginn: Februar 2023
– Bauende: September 2023

 

Fotos: Rolf Siegenthaler